Im Sporttalk mit NHL-Star Christian Ehrhoff
Sein Name steht für Erfolg und Professionalität: Christian Ehrhoff. Er ist Meisterspieler der Krefeld Pinguine, spielte über ein Jahrzehnt in der NHL, gehörte dort lange Jahre zu den besten Verteidigern. Viereinhalb Jahre ist er jetzt im sportlichen Ruhestand und hat Mitglieder des „WZ-Sportteams 2022/2023 – next generation“ getroffen und sich mit ihnen ausgetauscht. Wo sonst, als in der Kabine der Krefeld Pinguine, plauderte Ehrhoff mit Cheerleaderin Teresa Oehlers und Handballerin Neele Brandt, erzählte aus seinem Leben, von seiner Karriere. Vielleicht den prägnantesten Rat formulierte die Eishockey-Legende im Bemühen sich stetig zu verbessern so: „ „Du kannst nicht 100 Prozent besser sein als der Gegner, aber du kannst ein Prozent besser sein, in 100 verschiedenen Situationen. Und auf absolutem Spitzenniveau sind das ja genau die Unterschiede, die entscheiden.“ Interessierte Teilnehmer des Treffens waren auch die Sponsoren der Sportlerwahl mit dem Porsche Zentrum Willich und der Volksbank Krefeld.


Christian Ehrhoff spricht über das, was nach 19 Jahren Eishockeyprofi besonders in Erinnerung geblieben ist
Ehrhoff: „Es sind viele tolle Erinnerungen, über 1500 Spiele sind es insgesamt geworden. Die Silbermedaille 2018 mit der Nationalmannschaft bei Olympia, die große Ehre des Fahnenträgers bei der Abschlussfeier. Das war zum Karriereabschluss nochmal ein Highlight. Deutscher Meister 2003 mit Krefeld und das Stanley-Cup-Finale 2011 mit den Vancouver Canucks.“
Der Lockout 2012/2013
Ehrhoff: „Das war einer der schönsten Momente in meiner Karriere, weil ich nochmal die Chance hatte, in Krefeld zu spielen. Das war eine super Zeit, wir haben den Rekord für die meisten Siege am Stück geholt.“
Der bitterste Moment seiner Karriere
Ehrhoff: „Es war auf jeden Fall das Stanley-Cup-Finale 2011. Wir sind mit Vancouver bis ins Finale gekommen, dort haben wir im siebten Spiel zu Hause gespielt und mit 0:4 gegen Boston verloren. Danach gab es keine weitere Chance, den Pokal zu gewinnen. Das war mein größtes Ziel und das konnte ich leider nicht erreichen.“
Die Meisterschaft mit den Pinguinen 2003
Ehrhoff: „Ich habe mit sechs Jahren in Krefeld mit dem Eishockey angefangen, habe alle Nachwuchsmannschaften durchlaufen; und dann nach 52 Jahren die Meisterschaft mit Krefeld feiern zu dürfen, das war hochemotional. Ich war damals 20 Jahre alt. Da gewinnt man eine Meisterschaft und denkt sich, so kann es weitergehen. Es war dann aber die einzige Meisterschaft, die ich in der Karriere gewonnen habe.“
Die Verdrängung von negativen Ergebnissen
Ehrhoff: „Das verloren Stanley-Cup-Finale habe ich gut verdrängt (lacht). Im Verdrängen ist man als Sportler sehr gut drin, man muss nach vorne schauen. Gerade mit schmerzhaften Niederlagen darf man sich nicht zu lange aufhalten. An das olympische Finale denke ich aber noch öfters. Wir führten kurz vor Schluss, haben Überzahl und bringen es nicht zu Ende. Russland erzielt den Ausgleich und gewinnt in Overtime. Das war immer noch der größte Erfolg im deutschen Eishockey aller Zeiten, aber es hätte trotzdem eine Goldmedaille sein können.“
Die Nationalmannschaft
Ehrhoff: „Es war immer ein Highlight. Ich war stolz, mein Land vertreten zu dürfen. Der Kern von den Jungs, die in meinem Alter waren, haben 2018 auch den Ausschlag dafür gegeben, dass wir so gut gespielt haben und am Ende erfolgreich waren.“
Besondere Spieler, die ihn begleitet haben
Ehrhoff: „Ich hatte großes Glück, mit einigen der absoluten Topspieler, die zeitnah in die Hall of Fame aufgenommen werden, zu spielen. Die Sedin-Zwillinge, Joe Thornton, Sydney Crosby, Evgeni Malkin, Anze Kopitar, Jonathan Toews, Patrick Kane. Das waren die Topspieler meiner Generation. In Krefeld hatte ich mit Darryl Shannon im letzten Jahr einen sehr erfahrenen Verteidigungspartner, der viel in der NHL gespielt hat, der war auch neben dem Eis ein super Typ. Er hat mir viel geholfen. Marco Sturm, als ich nach San José kam. Er war zwar noch ein junger Spieler, hatte aber schon einige Jahre dort gespielt.“
Das erste NHL-Spiel
Ehrhoff: „Ich habe es ein, zwei Tage vorher erfahren. Da war die Freude auf jeden Fall sehr groß. Letztendlich lebt man nur in dem Moment, man muss sich nur auf das Spiel konzentrieren und schauen, dass man einen guten Job macht. Leider haben wir das erste Spiel verloren.“
Die Rückkehr aus Nordamerika und der Star im Team der Kölner Haie zu sein
Ehrhoff: „Das war erstmal ein komisches Gefühl, aber auch eine Umstellung auf ganz anderes Eishockey. In Deutschland wird anders gespielt als in Nordamerika, die Eisfläche ist größer, das Spiel langsamer. Das amerikanische Eishockey hat mehr Spaß gemacht. Das Spiel ist schneller, das Niveau höher und die besten Spieler der Welt spielen da.“
Zeit als Luxus-Gut
Ehrhoff: „Der größte Luxus ist Zeit für mich und diese verbringe ich gerne mit meinen Kindern, weil die Zeit, die sie noch mit mir verbringen wollen, ist endlich (lacht). In zehn Jahren sind sie dann vielleicht aus dem Haus und diese Zeit und Momente gibt mir keiner zurück.“
Thema Ernährung
Ehrhoff: „Ich war da vielleicht ein bisschen extrem, aber ich habe 2016 aufgehört, Fleisch zu essen, habe mich damit sehr intensiv auseinandergesetzt. Sei es bei der Erholung und auch bei der langfristigen Gesundheit. Im Kaffee zum Beispiel trinke ich Hafermilch, im Müsli habe ich Mandelmilch. Den Entschluss habe ich nicht bereut und lebe sehr gut damit. Es gibt heute ganz viele verschiedene Möglichkeiten, sich selbst zu überprüfen, um Krankheiten vorzubeugen und gesund zu leben. Da hat sich die Technik sehr gut weiterentwickelt. Das hilft einem auf höchsten Niveau weiter. Da lohnt es sich, Zeit zu investieren, sich damit zu beschäftigen und Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu schaffen.“

Heutiger Fitnessstand
Ehrhoff: „Heute mache ich ein bisschen mehr Yoga. Das habe ich in meiner Karriere schon gemacht, das hat auch einen mentalen Aspekt. Dazu mache ich ab und zu Krafttraining. Ich würde sagen, dass ich immer noch gut fit bin. Meine neue Leidenschaft ist das Golfspielen, das spiele ich sehr viel und investiere viel Zeit. Auf dem Eis stehe ich gar nicht mehr. Im Januar habe ich für ein Charityspiel zugesagt, da werde ich mich vorher nochmal auf die Eisfläche begeben.“
Thema Finanzen
Ehrhoff: „Da muss man jungen Sportlern raten, hört auf die richtigen Leute. Gerade wenn man im jungen Alter schon viel Geld verdient, kommen viele Leute auf einen zu, bringen vermeidlich gute Ideen mit. Da muss man aufpassen und das deutsche Schulsystem kritisieren, denn den jungen Leuten wird dort eigentlich nicht genau beigebracht, was man mit dem Geld macht, wie man investiert, welche Möglichkeiten es gibt.“
Den richtigen Berater an der Seite zu haben
Ehrhoff: „Für Deutschland und Europa hatte ich einen Agenten, das fing mit 17 Jahren an, mit dem habe ich heute noch ein freundschaftliches Verhältnis. Ich hatte den gleichen Agenten während meiner gesamten Karriere. In den USA wurde ich auch von der gleichen Gruppe beraten. Ich habe mich immer gut vertreten gefühlt. Das Vertrauen ist sehr wichtig.“

Teresa Oehlers und Neele Brandt zeigten sich beeindruckt
Teresa Oehlers und Neele Brandt lauschten während des Gesprächs aufmerksam, was der NHL-Star im Gespräch mit Olaf Kupfer, dem stellvertretenden Chefredakteur der WZ, berichtete. „Ich fand es sehr spannend. Das Thema Ernährung hat mir einen breiteren Einblick gegeben. Ich werde mich damit noch intensiver auseinandersetzen. Sport findet nicht nur auf dem Handballfeld statt“, sagte Handballerin Brandt. Cheerleaderin Teresa Oehlers ergänzt: „Die Lebensgeschichte von Christian fand ich sehr beeindruckend. Ich kannte ihn vorher schon, aber natürlich nicht alle Details. Auch seine Tipps, wie man abseits der Halle agieren sollte, können mir auf jeden Fall helfen.“
Von Olaf Kupfer und Benjamin Weßling